Singen als Kampf gegen die Einsamkeit

Leslie Clio ist eine deutsche Pop-Sängerin, die selbst ihren Stil als „modern Soul-Pop with a touch of retro“ beschreibt. Die gebürtige Hamburgerin kam im Alter von zwölf Jahren auf eigenen Wunsch hin auf das Plöner Internat. Ihre Kindheit war ihren Worten nach “nicht einfach”, sie selber sei “komplett wurzellos”. Als Einzelkind sehnte sie sich daher immer nach einer Großfamilie, die sie schließlich in zwei verschiedenen Internaten fand.

Auch wenn sie nur ein Jahr blieb, hat Leslie in Plön ihre ersten musikalischen Schritte gemacht: Als eines der Kinder, das nicht jedes Wochenende nach Hause konnte, hörte sie sehr viel Musik und fing an, erste Songs zu schreiben. Sie sagte in einem Interview mit der Westdeutschen Zeitung, sie habe auf ihrem Zimmer gesessen und mit gebrochenen Englisch Texte fabriziert. Schließlich waren die Sprachkenntnisse in der sechsten Klasse noch nicht groß. Wenn dabei dann etwas herauskam, was nach Songtext klang, sei sie unglaublich stolz gewesen.

An den Wochenenden im Internat war ich oft sehr einsam. Da habe ich mich in die Musik verkrochen. Das Singen war mein Kampf gegen die Einsamkeit, ich habe meinen inneren Schmerz durch meine Stimme verarbeitet.

Dennoch ist die heutige Sängerin gerne ins Internat gegangen. Besonders die Zeit in Plön, wo sie nur ein Jahr blieb, hat sie in guter Erinnerung. Dort fand sie im Chor eine Plattform für ihren Drang zum Singen. In ihrem Zeugnis stand damals: Singt zu viel.

In einem Schloss zu wohnen und zu schlafen, das war schon schön…Allein die Kulisse war ja total toll, direkt am See. Da konnte man im Sommer die ganze Zeit baden, das mochte ich…Da bin ich immer mit Kopfhörern um den Plöner See spaziert, habe viel Musik gehört und dazu gesungen. Das war das Jahr 1998, in dem Lauryn Hills Platte “The Miseducation” rausgekommen ist, die hat mich sehr geprägt. Die habe ich immer wieder gehört und dann selber angefangen, Sachen zu schreiben.

Nach nur einem Jahr kehrte Leslie Clio nach Hause zurück, um darauf einige Jahre später das Steigerwald-Landschulheim Wiesentheid zu besuchen. Nach ihrem Abitur dort reiste sie zwei Jahre lang durch die Welt. Ihr fehlte zunächst noch das Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Sie hatte sich als Innenarchitektin beworben und den Plan, mit Gesang Geld zu verdienen, zurückgestellt. Sie wusste aber: Irgendwann würde das Universum ihr das Zeichen geben, das sie brauchte.

Und dann, bei einem Besuch ihrer Großmutter in Hamburg, sprach sie eine Frau an und lud sie zum Casting einer Hamburger Musikschule ein – und bekam dort einen Ausbildungsplatz. Das positive Feedback von Dozenten und Mitschülern sagte ihr: Ich habe das Zeug dazu, meinen Traum zu verfolgen.

Dann wurde Leslie Clio 2012 mit der Pop-Nummer „I Couldn’t Care Less” berühmt. Ein Jahr später schaffte es der Song auf den Soundtrack des erfolgreichen Films „Schlussmacher“ von Matthias Schweighöfer. Als dann 2013 ihr erstes Album erschien, hatte sie das Gefühl, dass ihr die Kontrolle über ihr Leben entglitt. Nach dem zweiten Album und der dazugehörigen Tour steckte sie endgültig in einer Krise. Sie hatte so viel gearbeitet, alles war so schnell gegangen. Sie war erschöpft und hatte keine Lust, ein weiteres Album aufzunehmen. Und ging für einige Monate ins Exil nach Hawaii.

Inzwischen sind diese Ängste verschwunden. In der Vergangenheit sei sie ziemlich verbissen gewesen, ohne extremen Stress hätte sie nicht das Gefühl gehabt, etwas zu leisten. Ruhe, Gelassenheit, Stolz auf das Erreichte – all das musste sie erst lernen. Mai 2017 erschien ihr drittes Album Purple.

Interessante Fakten

Leslie Clio (* 16.08.1986) wurde Hamburg geboren, wobei es sich um einen Künstlernamen handelt. Die Musikerin strich einfach ihren Nachnamen und verwendete ihren ersten und zweiten Vornamen als Künstlernamen. Ihren Nachnamen möchte sie aber für sich behalten.

2014 war sie für den Echo in der Kategorie „Beste Künstlerin National“ nominiert, 2015 war sie eins der fünf Mitglieder der deutschen Jury für den Eurovision Song Contest 2015. 2018 nahm sie an der fünften Staffel von Sing meinen Song – Das Tauschkonzert teil.

Die Sängerin ist vier Mal durch die Führerscheinprüfung gefallen, wie sie kleinlaut einräumt. Der Grund dafür war jedoch nicht Unfähigkeit oder Dummheit. Sondern Eitelkeit: Sie habe sich nicht eingestehen wollen, dass sie eine Brille brauchte.

Foto: Alice Wiegand / CC-BY-SA-3.0 via Wikipedia, Quellen: web.de, promiflash.de, Westdeutsche Zeitung, Wikipedia, news.de, stern.de, kn-online.de

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