Mit großer Vorfreude und einer wie immer bunt gemischten Crew starteten wir auch dieses Jahr hochmotiviert in die Marinekuttersegelregatten der Kieler Woche.
Nachdem wir uns montagmorgens getroffen hatten, um die letzten organisatorischen Kleinigkeiten zu klären, startete unser erstes gemeinsames Training auf der Kieler Förde.
Obwohl viele von uns nur zweimal im Jahr Kuttersegeln – einmal beim Butenplönertreffen und einmal bei der Kieler Woche – harmonierte das Team ausgesprochen gut. Optimistisch und mit einem mittelguten Boot ausgestattet starteten wir bis in die Haarspitzen motiviert in unsere erste Wettfahrt am Montagnachmittag. Wir ersegelten bei zwei Windstärken einen zufriedenstellenden vierten Platz, wobei alle merkten, dass deutlich mehr möglich gewesen wäre.
Der Wind sollte abends schon immer weiter einschlafen und so kam es, wie wir es schon vermuteten: Die Wettfahrten für den Dienstag wurden leider abgesagt.
Am Mittwochmorgen ging es dann glücklicherweise weiter, die Langstrecke stand an.
Doch nachdem die Regattaleitung um Herrn Bauer die Windverhältnisse gecheckt hatten, entschieden sie sich erneut für kleine Dreiecke mit anschließendem Schenkel, welche wir dann auch die ganze Woche segelten. Mit einem sehr schlechten Boot starteten wir perfekt bei Null am Startschiff und segelten eine fehlerfreie und taktisch brilliante Wettfahrt, in der wir dann den ersten Platz bejubeln durften.
Der Wind schlief nach dieser Wettfahrt erneut ein, wir warteten ewig auf den nächsten Start, der trotz unkonstanter Winde gestartet wurde. Wir erwischten einen super schlechten Start und mussten zuschauen, wie die Boote, die zeitig über die Startlinie kamen die Windfelder vor dem Maritim-Hotel nutzen konnten, während wir in der Flaute vor uns hin trieben. Es reicht nur für einen elften Platz, der zum Glück am Ende auch unser Streicher sein sollte.
Neuer Tag, neues Glück: Mit dieser Devise starteten wir, wie jeden Tag mit neuen Gesichtern auf dem Boot, in die Donnerstagswettfahrten. Wir hatten das Gefühl, die Marine wollte sich für unser miserables Boot am Vortag entschuldigen, denn wir erwischten einen super Kutter.
Beide Wettfahrten verliefen bei herrlichem Sonnenschein und leichtem Wind super gut. Wir hatten viel Spaß, genossen die Sonne und den Ausblick und ersegelten mit einem zweiten und einem dritten Platz zwei wunderbare Ergebnisse, die uns ganz weit nach oben katapultieren sollten.
Am Freitag frischte der Wind nochmal so richtig auf: Es wehten drei Windstärken bei bewölktem Himmel und eiskalten Temperaturen durch Kiel. Das Feld lag sehr eng. Das wussten wir, ohne groß zu rechnen, denn das merkte man an der Gemütslage unserer Gegner, die alle zeitig aufs Wasser wollten, während wir, entspannt wie immer eine Dreiviertelstunde vor Start ablegten.
Unser größter Konkurrent, die Marineschule aus Mürwik segelte mit dem besten aller Boote. Das sollte unsere Euphorie zuerst einmal bremsen. Für diejenigen, die diesen Artikel gerade lesen und sich fragen: Wieso spielt das Boot so eine große Rolle? Jedes Boot hat ein anderes Gewicht, einen anderen Bootstrimm, andere Segel und vor allem unterschiedlich viel Liebe in der Pflege genossen.
Wir erwischten einen schlechten Start, nahmen ungewollt einem anderen Boot die Vorfahrt und mussten zur Strafe kringeln. Wir überholten noch fünf Boote, doch für mehr als einen neunten Platz sollte es nicht reichen, denn Starkwindsegeln ist bekanntlich einfacher als Flautensegeln.
Auch in der zweiten Wettfahrt des Tages war der Wurm drin: Man gab uns am Start trotz lauter Rufe nicht unsere Vorfahrt, kein Juryboot war weit und breit in Sicht, sodass wir in den Abwinden anderer Boote hingen, aus denen wir uns erst einmal wieder heraus kämpfen mussten.
An Tonne eins der nächste Dämpfer: Ein unerklärlicher Kringel des Schiedsrichters, sowohl für uns, als auch unseren Gegner, welcher absolut keinen Sinn ergibt, aber natürlich trotzdem brav gesegelt wurde.
Mit einem Boot voller enttäuschter Gesichter, genossen wir trotzdem ein super Mittagessen in der Forstbaumschule. Und dann die Sensation: Bei der Siegerehrung rechneten wir ab Platz fünf mit unserem Namen, doch er fiel und fiel nicht.
Das Leuchten in Arnes und meinen Augen wurde immer größer, als wir dann für einen herausragenden zweiten Platz in der Gesamtwertung aufgerufen wurden. Damit hatte niemand gerechnet. Stolz und zufrieden endete somit die Kieler Woche 2021.
Nachdem letztes Jahr ein dritter Platz ersegelt wurde und dieses Jahr ein zweiter Platz folgte, kann sich ein jeder denken, welch großes Ziel wir uns für das nächste Jahr gesetzt haben!
Fotos und Text: Jonathan Steffens